Überblick
Flow
Lernen
BioLogik
Gordon-Modell
 
Analyse
Motivation
Material & Sinne
Filter
Verarbeitung
Konzentration
Wiedergabe
 
Lösung
Lernmaterialien
Motivation
Mnemotechniken
Wiedergabe
 
Beispiele
Hausaufgaben
Mathematik
Naturwissenschaften
Sprachen
Geisteswissenschaften
Sport, Kunst, Musik
www.flow-learning.de > Analyse > Verarbeitung

Verarbeitung

Der Weg ist geebnet. Das Unbekannte ist sinngerecht aufbereitet, die Motivation steht und dennoch... man kann sich das Gedicht einfach nicht einprägen. Die Vokabel wird immer wieder vergessen. Trotz hundertfachem Schreiben fällt der Schülerin die mathematische Formel nicht mehr ein.

Das neue Wissen hat einfach im Gehirn keinen Halt gefunden und ist durchgerutscht.

Das Gehirn

Das Gehirn besteht aus zwei Hälften die miteinander verbunden sind. Beide zusammen erlauben es dem Menschen sich auf etwas zu konzentrieren und dennoch nebenher etwas anderes zu machen (Telefonieren und Zeitungslesen). Das dies möglich ist, liegt daran, dass jede der beiden Hemisphären einen anderen Schwerpunkt bei der Bewältigung von Reizen hat:

Die linke Gehirnhälfte ist zuständig fürDie rechte Gehirnhälfte ist zuständig für
  1. Sprache
  2. Lesen
  3. Rechnen
  4. Ratio
  5. Logik
  6. Regeln
  7. Gesetze
  8. Konzentration
  9. Analyse
  1. Raumempfinden
  2. Zeitempfinden
  3. Körpersprache
  4. Bildersprache
  5. Intuition
  6. Gefühl
  7. Kreativität
  8. Spontanität
  9. Spielen
  10. Tanz
  11. Musik
  12. Künsterisches Gestalten
  13. Ganzheitlichkeit
  14. Zusammenhänge

Die 3 Gedächtnisse

Das Ultrakurzzeitgedächtnis

Das Ultrakurzzeitgedächtnis (UKG) ist der Schmierzettel, das PostIt, des Gehirns. Alles was wir aufnehmen, landet mehr oder weniger hier. Ein typisches Beispiel: Telefonnummer merken. Stellen Sie sich vor, dass Sie nach einer Telefonnummer im Telefonbuch nachgeschaut haben. Leise vor sich hin sprechend, gehen sie zum Telefon, um die Nummer zu wählen. In dem Moment klingelt es an der Tür. Nach dem Sie das Paket entgegengenommen haben, wollen Sie die Nummer wählen, sie fällt ihnen aber nicht mehr ein. Sie haben Sie vergessen.

Das UKG speichert Informationen nur sekundenlang ab. Ebenso ist die Länge der zusammenhängende Informationen begrenzt. Üblicherweise liegt die Obergrenze bei ca. 7 Items (Einheiten). Eine sechs oder siebenstellige Zahl lässt sich gerade noch merken. Eine 10stellige nicht mehr.

Das wirkt sich auch in der Schule aus: Viele Schüler schauen sich vor einer Stunde kurz noch mal den Stoff der vorangegangenen Unterrichtsstunde an, um in einer Abfrage eine gute Note zu erhalten. Daher haben die meisten Schüler in mündlichen Abfrage eine bessere Note als in Schulaufgaben.

Das Kurzzeitgedächtnis

Das Kurzzeitgedächtnis (KG) ist im Vergleich zum UKG schon besser. Es kann komplexere Zusammenhänge besser und länger speichern. Hier beträgt die Vergessenszeit 1 bis 2 Tage. Die meisten Schüler lernen auf Schulaufgaben mit Hilfe des KG. Sie prägen sich den Stoff 2 Tage vor der Schulaufgabe ein. Solange sie das Wissen bereithalten, ist es präsent, aber bereits kurz nach der Schulaufgabe nimmt das Wissen rapide ab. Baut das Wissen stark aufeinander auf, wie beispielsweise in den Fächern Mathematik und den Sprachen, entwickeln sich Lücken, die der Schüler irgendwann nur noch sehr, sehr mühsam schließen kann.

Des Weiteren ist auf Kurzzeitgedächtnis-Interferenzen zu achten: Neue Lerninhalte stehen mit gerade im Kurzzeitgedächtnis (KZG) gespeicherten Inhalten im Widerspruch. Der Lernende kann nicht entscheiden, wo der Widerspruch liegt. Die Informationen blockieren einander und gehen verloren.

Ein typisches Beispiel, wo das nicht berücksichtigt wird: Ein Mathematiklehrer führt seinen Schülern hintereinander mehrere Lösungsansätze an der Tafel vor.

Informationen gelangen nur dann ins Kurzzeitgedächtnis, wenn einer oder mehrere der folgenden Faktoren zum neuen Wissen hinzukommen:

Das Langzeitgedächtnis

In das Langzeitgedächtnis (LG) kommt alles, was das UKG und KG überstanden hat. Alles Wissen im LG bleibt monate- oder sogar jahrelang erhalten, ohne das viel dafür zu tun ist. Wenn es ein Problem gibt, dann nur, weil man das Wissen nicht wiederfindet. Wird das Wissen aber mit bestimmten Methoden abgespeichert, so bleibt es leicht wiederauffindbar und auch unter Stresssituationen kommt es zu keinen oder deutlich weniger Ausfällen.

Wie beim Kurzzeitgedächtnis kann es allerdings auch hier zu Interferenzen kommen. Bestimmte Informationen sind unterschiedlich definiert und schon im Langzeitgedächtnis (LZG) gespeichert. Sie enthalten aber gemeinsame Elemente. Deswegen verschmelzen sie jetzt zu einer mißverständlichen Information.

Beispiel: Der Epochenbegriff "Klassik" wird im Geschichts-, Kunst-, Deutsch- und Englischunterricht jeweils für sich richtig gelernt. Aufgrund des gleichen Begriffs verwirrt sich die Datierung der einzelnen Epochen je Fach.

Es kann aber auch LZG-KZG-Interferenz kommen. Der neue Stoff steht dann in Konflikt mit bereits gelerntem Stoff, da beide Inhalte ähnliche Elemente enthalten. Es können nun zwei unterschiedliche Ergebnisse auftreten:

  1. der ältere Stoff behindert das Verstehen und die Speicherung des neuen Stoffs (proaktive Hemmung)
  2. der neue Stoff blockiert oder löscht den schon gespeicherten (retroaktive Hemmung).

Beispiel: Im Französisch-Unterricht wird zuerst die Vergangenheitsstufe des Perfekt ("Passè composè") gelernt und geübt. Kommen später andere Vergangenheitsstufen ("Imparfait", "Plus-que-parfait") hinzu, entstehen pro- oder retroaktive Hemmungen.

Damit Wissen vom Kurzzeitgedächtnis ins Langzeitgedächtnis transferiert wird, muss einer oder mehrere der folgenden Faktoren vorliegen: Der Inhalt hat Bedeutung für den Lerner, weckt Interesse oder Begeisterung, positive Emotionen,

Warum verlernt man Fahrradfahren nicht, vergisst aber die Englischvokabeln?

Warum man manche Sachen nie vergisst, andere jedoch nach einer gewissen Zeit aber dennoch, liegt an den verschiedene Langzeitgedächtnisarten. Es gibt das prozedurale Gedächtnis und das deklarativen Gedächtnis.

Bewegungsabläufe merkt man sich über das prozedurale Gedächtnis. Klavier spielen, Fahrrad fahren, schwimmen; als das sind Abläufe, die der Körper speichert. Da dieses Gedächtnis einen sehr stark Bezug zum evolutorisch gesehene ältesten Gehirn- und damit Gedächtnisbereich hat, funktioniert das Speichern solcher Bewegungsabläufe im Allgemeinen sehr gut.

Warum kann dann nicht jeder Klavier spielen, aber jeder Fahrrad fahren? Diese Frage scheint berechtigt zu sein. Allerdings übersieht man dann ein typisches Problem, wie es immer im Zusammenhang mit Lernen auftritt: Was versteht man unter "Klavier spielen"? Kann jemand Klavier spielen, wenn er bereits mit 4 Jahren fließend die schwierigsten Stücke von Mozart spielen kann oder bereits wenn er "Alle meine Entchen" mit einem Finger korrekt wiedergeben kann?

Beim Rad fahren ist das einfacher zu beurteilen. Jemand kann Rad fahren, wenn es gelingt ohne Stütze auf dem Fahrrad zu bleiben. Aber deswegen gewinnt er bestimmt nicht die Tour de France.

Vielleicht kennen Sie auch das berühmte Zitat aus dem Heinz Rühmann-Film "Die Feuerzangenbowle": "Wat isn ne Dampfmaschin?". In seiner Rolle als Erwachsener, der sich noch einmal in eine Schule einschleust, spielt Rühmann die Rolle des Schülers Pfeiffer. Das Zitat fällt, als Pfeiffer eine unbeliebten Chemie- und Physiklehrer nachmacht.

Die Funktionsweise einer Dampfmaschine kann man nicht durch Bewegung lernen. Man kann sich ein Modell bilden, eine Dampfmaschine bauen, eine Skizze anfertigen usw. Aber das, was am Ende gelernt werden muss, ist eine Definition der Art "Eine Dampfmaschine ist ein Motor bei dem....". Diese Arten des Wissens werden daher im deklarativen Gedächtnis gespeichert. Dort landen auch Grammatikregeln, Geographie- und Biologiefakten.

Das besondere und oftmals positive am deklarativen Gedächtnis ist die Tatsache, dass das deklarativen Wissen manipulierbar ist. Hat man sich mal was falsches gemerkt, so kann die Fehlinformation relativ problemlos durch eine neue Definition ersetzt werden. Dies gelingt beim prozeduralen Gedächtnis nur ausgesprochen schlecht. Gerade Golfspieler mit ihrem komplexen Bewegungsablauf können ein Lied davon singen, wie schwierig und mühevoll es ist, sich einen neuen Schwung anzutrainieren.

Die beiden Gedächtnisse hängen aber auch miteinander zusammen. So reicht oftmals eine intensive Vorstellung eines Bewegungsablaufs im deklarativem Gedächtnis, um eine neuen Bewegungsablauf zu initiieren und die Bewegung ins prozedurale Gedächtnis zu überführen.

www.flow-learning.de > Analyse > Verarbeitung