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Biologik-Beispiele

"So, letzte Stunde waren wir im Computerraum und ihr solltet mit Hilfe des Internets die typischen Kennzeichen einer Kurzgeschichte herausfinden und eine Zusammenstellung schreiben. Magnus und Lars kommt hier bitte vor und erzählt der Klasse, was ihr rausgefunden habt?"

"Ausgerechnet die zwei Oberflaschen. Der Spießer und der Streber."

"Halt den Mund Thomas. Du kommst sonst noch als nächstes dran."

"Das wagen Sie nicht."

"Und warum nicht?"

"Sie mögen doch ihre Katze, oder?"

"Jetzt reicht es mir aber! Thomas, du kommst nachher mit zum Direktor und ihr beiden präsentiert jetzt eure Ergebnisse!"

Den ihr dargestellten Dialog habe ich frei erfunden und dennoch habe ich das Gefühl, dass manchmal nicht mehr so viel dazu fehlt. Was spielt sich in diesem nur Sekunden dauerndem Dialog ab? Es sind die drei grundlegenden Probleme:  Aggressivität und Verwöhnung sowie das daraus resultierende Verhalten "Mobbing".

Aggressivität

Aggressivität ist eine sinnvolle und normale Veranlagung, die an sich nicht negativ ist. Sie wird in Bezug auf Menschen jedoch immer als negatives, vermeidenswertes Verhalten verurteilt. Um diesen Begriff von seiner negativen Bedeutung zu befreien, muss man den Unterschied zwischen tierischer und menschlicher Aggressivität genauer untersuchen.

Tierische Aggressivität dient allein dazu in einer Gruppe bzw. Rudel von Tieren den Stärksten als Anführer auszumachen. Oder auch das Rudel gegen Angreifer zu verteidigen. In beiden Fällen gewinnt die Gemeinschaft durch das aggressive Verhalten. Sie kann sich sicherer fühlen und hat einen kompetenten Anführer.

Auch das aggressives Verhalten beim Menschen erfüllt die obige Beschreibung. Der Mensch ist ehrgeizig, möchte sich in einer Firma oder Team hocharbeiten, um mehr Geld, mehr Ansehen zu erlangen. Gelingt ihm das in einem fairen Wettstreit durch Einsatz und Leistung, so ist dagegen nichts einzuwenden, da der Kompetenteste nun die Gruppe oder die Firma leitet. Den negativen Geschmack bekommt die Aggressivität erst durch einen unfairen Wettbewerb. Dies geschieht meist, wenn der Gegner von vornherein schwächer ist (Mittelstufenschüler schlagen und erpressen Unterstufenschüler) oder/und unfaire Mittel eingesetzt werden (Verleumdung des Gegners durch beispielsweise Anschwärzen beim Chef). Beides sind Formen aggressiven Verhaltens, die von der Gemeinschaft verachtet werden, aber dennoch tagtäglich vorkommen. Aggressives Verhalten beim Menschen ist daher eher ein Anerkennungsstreben oder ein Streben nach Macht. Es ist die Motivation und nicht die Umsetzung, wie die Macht oder die Anerkennung erreicht wird.

Im Beispiel oben zeigt Thomas ein aggressives Verhalten, da er durch die Leistung der beiden Schüler Magnus und Lars befürchtet in den Hintergrund zu rutschen. Um weiter seine Position zu halten, greift er präventiv die beiden Schüler an. Im Gegenzug verhält sich der Lehrer zu passiv. Sie ist nicht aggressiv genug um der Klasse deutlich zu machen, dass sie den Ablauf bestimmt. Durch den Satz "(...) zum Direktor (...)" gibt sie Thomas sogar Recht. Sie hat nicht die Führung der Klasse, sondern der Direktor und da dieser nicht im Raum ist die Position des "Machthabers" frei. Thomas beansprucht diese Position nun für sich.

Verwöhnung

Ein weitreichendes, aber unterschätztes Problem ist die Verwöhnung. Fragt man Erwachsene was sie zum Thema Verwöhnung und Kinder meinen, so kommt oft die Aussage "Die Kinder heutzutage sind doch alle verwöhnt. Sie strengen sich nicht mehr an und das brauchen sie ja auch nicht mehr. Sie bekommen ja immer alles." Verwöhnung meint, dass man etwas haben möchte ohne sich dafür anzustrengen. Ein Phänomen also, das früher vor allem bei Kindern aus "reichem Hause" anzutreffen war. Aber selbst dieses Phänomen ist nicht uns Menschen vorbehalten. Auch bei Tieren gibt es den Effekt der Verwöhnung, wenn auch nur unbewusst. Der Hirnforscher Wolfram Schultz führte ein Experiment durch, dass den Effekt der Verwöhnung beim Tier verdeutlichte.

Ein Affe wurde in einen Käfig gesperrt in dem in einer Außenwand ein faustgroßes Loch war durch das der Affe hindurch greifen konnte. Leuchtete ab und zu ein Licht im Käfig auf, so hatte der Affe nach kurzer Zeit gelernt, dass er ein Stück Apfel bekam, wenn er die Hand durch das Loch steckte. Schultz hat den Affen klassisch konditioniert. Ähnlich wie Pawlow seinen Hund. Schultz hat diesen Lerneffekt aber nicht interessiert. Ihn interessierte der Dopamin-Spiegel im Gehirn des Affen. Dieser Botenstoff ist mit für das Lustempfinden zuständig. Ein relativ hoher Dompaminwert bedeutet Lustempfinden, ein niedriger keine Lust. Lust ist hier im Sinne von Freude oder Zufriedenheit gemeint. Die Lust die wir Menschen empfinden, wenn wir gleich ein Eis an einem heißen Sommertag essen können.

Vorfreude ist die schönste Freude

Schultz stellte fest, dass der Dopaminspiegel vor der Belohnung am Höchsten ist. Das eigentliche Bekommen der Apfelscheibe hatte keinen zusätzlichen Lusteffekt. Für den Affen war somit die Vorfreude spannender, erfüllender als die eigentliche Belohnung. Konnte man aber dennoch die Lust des Affens erhöhen? Man konnte. An Stelle des Apfels bekam der Affe nun Rosinen, die für ihn einen stärkeren Reiz ausmachten. Der Dopaminspiegel des Affens stieg bei Aufleuchten der Lampe nun stärker an als zuvor in Vorfreude auf die zu erwartenden Rosinen. Nach einer gewissen Zeit, aber gewöhnte sich der Affe an die Rosinen und die Vorfreude sank wieder auf das Niveau des anfänglichen Experiments mit den Apfelscheiben als Belohnung.

Nun tauschte Schultz die Rosinen aus und reichte den Affen Apfelscheiben. Mit dem Effekt, das die Vorfreude der Affen unter das Niveau vom Anfang sank. Die Affen hatten sich an die süßen Rosinen gewöhnt und fanden die Apfelstücke langweilig. Die Affen sind durch das Geben der Rosinen verwöhnt worden und erwarteten nun immer diese Gabe.

Die Schlussfolgerungen des Professors waren: Je höher wir unsere Erwartungen schrauben, desto schwieriger ist es uns glücklich zu machen. Und Vorfreude ist die eigentliche Freude. Die Belohnung benötigt man eigentlich nur, um die Vorfreude zu beenden und etwas beginnen zu können. Sozusagen als Trenner zwischen den Vorfreuden.

Folgerung

Aber eine andere Folgerung ist aus meiner Sicht das eigentliche Problem. Ist einmal die Belohnung erhöht worden, so kann man nicht mehr davon wieder herunter gehen und weniger geben. Hat man seinem Kind einmal was Besonderes gegeben ("Wenn du den Tisch abräumst, bekommst du auch was Süßes"), so wird dieses Besondere immer erwartet. Hat sich das Kind früher einfach über gute Note gefreut und war stolz auf die erbrachte Leistung, so wird es dies nicht mehr sein, wenn es beispielsweise von jemandem Geld für eine gute Note bekommen hat. Ein Teufelskreis hat sich eröffnet aus dem man nicht mehr rauskommt. Belohnen ist also nicht verkehrt, aber man muss sich darüber bewusst sein, dass man es nicht mehr zurücknehmen kann.

Mobbing

Mobbing, als das dauernde Bedrängen einer Person, egal ob verbal, körperlich oder auch durch Ausschließen aus der Gruppe,  ist das Zusammenkommen von Machtstreben und Verwöhnung. Für gewöhnlich ist die gemobbte Person ohnehin schon ein Außenseiter, also innerhalb der Gruppe eine schwache Person. Übt der Anführer dieser Gruppe Druck auf den Schwächeren auf, so zeigt er seinen Gruppenmitgliedern, seinen Untergebenen, dass er der Stärkere ist, da er ja jemandem überlegen ist. Diesen Beweis muss er laufend bringen, um nicht Gefahr zu laufen, seine Position an einen Mitbewerber zu verlieren. Gleichzeitig ist er aber so verwöhnt, dass er sich nicht wirklich aufreiben möchte, ja nicht mit einem Gleichstarken um den Sieg und die Vormachtstellung in der Gruppe kämpfen möchte, um nicht seine Position zu gefährden.

So analysiert lässt sich Mobbing durchbrechen in dem der Gemobbte gegen den Mobber gewinnt. Was aber im Normalfall nicht passiert und oftmals zu nicht kalkulierbaren Reaktionen auf Seiten des Entthronten führt. Sehr viel besser ist es, dem Mobber eine anderen Möglichkeit zu geben sich gegenüber seinen vermeidlichen Freunden zu behaupten.

Zusammenfassung in Hinblick auf Lernen

Im Hinblick auf den Vorgang des Lernens ist die Biologik insofern wichtig, als das sie die Motivationsmöglichkeiten bereitstellt um Lernprozesse zu initiieren. Es lässt sich sowohl das aggressive Verhalten nach Sieg ausnutzen (angepasste Aufgabenschwierigkeit), als auch der Bindungstrieb (Gruppen- und Partnerarbeit), als auch der Sicherheitstrieb (Aufgabenstellung an die Umwelt des Lerners anschließen). Wie dies geschehen kann, wird an detaillierten Beispielen in späteren Kapiteln gezeigt.

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Links
Biologik

Verhaltensbiologie, Verhaltensanalyse, Verhaltensoptimierung

Mobbing [1]

Hilfe bei Mobbing

Mobbing [2]

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Bücher
Fordern statt verwöhnen

Die Erkenntnisse der Verhaltensbiologie in der Erziehung, Felix von Cube, Serie Piper