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Triebbefriedigung

Normal

Im Laufe der Zeit staut sich ein Trieb oder ein Bedürfnis auf (bzw. schwankt). Wird dann irgendwann eine Grenze überschritten, so wird versucht diesen Trieb zu befriedigen. Man sucht aktiv eine Ort auf, an dem der Trieb befriedigt werden kann (Appetenzverhalten). Dort kommt es dann zur Triebhandlung und das Triebbedürfnis fällt schlagartig ab, man ist zufrieden bzw. befriedigt.

Dies lässt sich am Beispiel des Essen am einfachsten verdeutlichen, wenngleich dieser Ablauf auch für jeden anderen Trieb gilt.

Das Bedürfnis nach Essen wächst nach der letzten Mahlzeit zusehends an bis eine Schwelle überschritten wird. Der Mangen knurrt, man hat Hunger. Um sein Hungergefühl zu befriedigen, sucht man aktiv einen Ort auf (Küche, Restaurant) an der man den Trieb befriedigen kann. Dort kommt es dann zur Triebhandlung (Essen) und man fühlt sich zufrieden (satt).

Dies stellt den "normalen" Ablauf dar. Aufgrund der Kontrollinstanz beim Menschen hat dieser die Fähigkeit sein Triebbedürfnis zu ignorieren. Es kommt dann oft zu einem Nachlassen des Triebpotenzials, obwohl es zu keiner Triebbefriedigung gekommen ist. Dies deutet bereits daraufhin, dass ein solches Verhalten unnatürlich ist und langfristig zu Problemen führen kann (z.B. Essstörungen). Würde das Nachlassen des Triebpotenzials nicht geschehen, wären beispielsweise Fastenkuren undenkbar.

Zu beachten ist auch, dass alle Komponenten der Triebbefriedigung durchlaufen werden müssen, um das Gefühl der Befriedigung zu erzeugen. Gewinnt man eine Wettkampf durch faule Tricks (Doping), so ist die anschließende Zufriedenheit sehr viel geringer. Eine gute Schulaufgabe durch Abschreiben zu bekommen, erzeugt höchstens ein positives Feedback bei den Freunden. Zufrieden wird man nicht damit sein.

Sich für die Befriedigung eines Triebes anzustrengen (Appetenzverhalten), ist unabdingbare Voraussetzung für das gute Gefühl danach. Auch die Triebhandlung selbst ist wichtig. Was bringt es mir gut gelernt zu haben, wenn ich dann wieder versage? Es kommt zu keiner Befriedigung des Sicherheitstriebs.

Doppelte Quantifizierung - Reizerhöhung

Manchmal möchte man nicht solange auf das Gefühl der Befriedigung warten (Sexualtrieb) oder wird nach einer Triebbefriedigung mit einem hohen Reiz konfrontiert (Nachtisch). Dann steigt des Bedürfnis schlagartig an, das Triebpotenzial befindet sich über der Handlungsschwelle und es kommt zur erneuten Triebbefriedigung.

Welcher Reiz dabei als Erhöhung erlebt wird bzw. wie stark ein Reiz empfunden wird, ist dabei von Mensch zu Mensch verschieden und kann beispielsweise auch kulturell bedingt sein. Ein Rinderfilet kann bei einem Mitteleuropäer als Reiz zum Essen dienen, bei einem Inder nicht, da dort Kühe heilig sind. Daher ist es oft auch schwierig herauszufinden, was als Anreiz bei einem Menschen dienen kann und was nicht. Dennoch gibt es viele Dinge, die bei allen gleich funktionieren: Sexuelle Reize, Süßigkeiten.

Im Laufe der Zeit nimmt die Reizintensität eines Reizes ab. Sie kennen das bestimmt. Wenn man eine zeitlang immer seinen Lieblingsnachtisch gegessen hat, so freut man sich anfangs noch darauf. Später ist es einem dann egal. Der gleiche Reiz hat seine Intensität verloren. Es wird nicht mehr die Handlungsschwelle überschritten.

Damit das ursprüngliche Verhalten dennoch ausgelöst wird, muss ein anderer, ein neuer Reiz gesetzt werden. In unserem Beispiel würde man den Nachtisch durch etwas Anderes, Neues ersetzen. Der neue Reiz hat eine höhere Intensität und damit wird die Handlung erneut ausgelöst.

Dies stellt den normalen Verlauf der Triebbefriedigung dar und wird im täglich Leben oft so praktiziert. So funktioniert das operante Konditionieren nach dem gleichen Prinzip. Ein Verhalten wird durch eine schnell nachfolgende Belohnung verstärkt, damit das Verhalten wieder auftritt. Im Laufe der Zeit kann die Belohnung nicht mehr ausreichend motivieren und sie muss erhöht werden. Dies wurde übrigens auch wissenschaftlich bestätigt. Ratten oder Mäuse wurde für ein Verhalten mit Apfelscheiben (eines ihrer Lieblingsessen) belohnt. Als dann der Reiz erhöht wurde (Zucker), hatte das zunächst keine neue Auswirkung. Das Verhalten wurde ebenfalls verstärkt. Was allerdings festgestellt wurde, war folgendes: Die alte Belohnung (Apfel) hat nicht mehr funktioniert, obwohl es früher funktioniert hatte. Die Tiere waren verwöhnt.

Als Erzieher oder Trainer muss man sich also immer für die Intensität des Reizes einen Spielraum nach oben bewahren.

Doppelte Quantifizierung - erniedrigte Handlungsschwelle

An Stelle einer Trieberhöhung kann aber auch eine erniedrigte Handlungsschwelle dazuführen eine Handlung auszuführen. Cholerische Menschen brauchen einen viel geringeren Reiz um "zu toben", als ausgeglichene Menschen. Bei Triebtätern spielt dies meiner Meinung nach ebenfalls eine entscheidende Rolle.

Manchmal würde man sich allderdings wünschen, so einfach die Handlungsschwelle absenken zu können. Zum Beispiel in der Schule. Ein Absenken der Handlungsschwelle würde in Bezug auf den Sicherheitstrieb bedeuten, dass die Schüler früher oder schneller von sich aus lernen wollen. Leider geht genau aber nicht so einfach. Stattdessen wird durch unterschiedliche Unterrichtsmethoden der auslösende Reiz ständig erhöht. Nur - irgendwann kann man nicht mehr weiter erhöhen. Was soll nach Lernzirkeln, Theaterelementen, Referaten, Webquests etc. noch kommen?

Meiner Ansicht nach kann es da nur den Weg über die anderen Triebe geben: Ich verpacke meinen Unterricht in einen kleinen Wettkampf ("Wer hat als erstes die Aufgaben richtig gerechnet?" - Aggressionstrieb), ich lasse Plakate in Gruppen erstellen (Bindungstrieb) und stelle diese aus (Aggressionstrieb).

Da Sexual- und Essenstrieb generell nicht in der Erziehung auftauchen sollten, bleibt dann schlussendlich dann doch nur noch der Sicherheitstrieb. Ich muss also im Unterricht Unsicherheit bei den Schülern erzeugen. Das geschieht dadurch, dass ich Dinge, die sie als selbstverständlich hinnehmen hinterfragen. Das ist nicht einfach und manchmal braucht man mehrere Beispiele um wenigstens ein wenig der Handlungsschwelle nahezukommen, aber es geht. Gerade in den Naturwissenschaften und vielleicht noch Religion. In Mathematik und Fremdsprachen dagegen ist es eher schwer.

Zusammenfassung

Insgesamt lässt sich also sagen, dass die Kombination aus Triebstärke und Reizintensität darüber entscheidet, ob es zu einer Triebbefriedigung kommen kann oder nicht. Nicht zu vergessen die Kontrollinstanz in uns, die uns sozusagen die Erlaubnis geben muss, den Trieb zu befriedigen. Diese hat es aber mit zunehmender Triebstärke und Reizintensität immer schwerer.

Das Prinzip der doppelten Quantifizierung besagt, dass Verhalten auf Schwankungen, nicht Stauungen, der Handlungsbereitschaft zurückzuführen ist.

Nicht immer lässt sich ein Verhalten durch dieses einfache Modell erklären. Innere Faktoren wie Biorhythmik, Hormone, erlernte Verhaltensweisen, genetische Dispositionen spielen bei Handlungen ebenso eine Rolle wie äußere Faktoren: Reizangebot, Umwelt etc. Beide Faktorengruppen sind in komplexer, nicht immer in nachzuvollziehender Weise, am Verhalten beteiligt.

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