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Aktives Zuhören

"Erzähl doch mal, was in der Schule passiert ist."

"Was hast du dir dabei gedacht?"

Hat ihr Kind ein Problem (keine gemachten Hausaufgaben, Knie aufgeschlagen) dann hat es ein Problem. Sie als Gegenüber sollten dann versuchen herauszufinden, was in dem Kind vorgeht und dem Kind helfen eine Lösung zu finden.

Türöffner

Möchte man mit jemandem ins Gespräch kommen, um mehr über ihn und seine Gedanken zu erfahren, muss man aufpassen, dass man keine Kommunikationssperren benutzt. Diese würden jeden Gesprächsversuch im Keim ersticken. Stattdessen sollte man sich sogenannter Türöffner bedienen:

  1. "Magst du darüber sprechen?"
  2. "Stimmt etwas nicht?"
  3. "Mich würde interessieren, was du darüber denkst?"
  4. "Hast du eine bestimmte Meinung dazu?"

Türöffner sind offene Fragen, also nicht Ja/Nein-Fragen, die es dem Kind ermöglichen zu erzählen. Achten sie dabei bereits in der Frage darauf nicht schon Interpretationen zu verwenden. So wäre der Satz "Du siehst traurig aus, stimmt etwas nicht?" bereits interpretierend. Vielleicht ist das Kind gar nicht traurig. Auf der anderen Seite brauchen sie auch nicht befürchten, dass nichts passiert. Wenn ihr Kind sie daraufhin anfaucht "Ich bin nicht traurig, ich denke nur nach!", sie haben ja den ersten Kontakt herstellen können - wenn auch nicht perfekt.

Ablauf

Ist das Gespräch erst einmal in Gang geraten, geht es nun darum den Gesprächsfluss aufrecht zu erhalten. Dabei ist wiederuum darauf zu achten, dass keinerlei Bewertungen ausgesprochen werden. Denn das Prinzip des Aktiven Zuhörens basiert auf der Idee, dass ein Hauptproblem der Kommunikation Missverständnisse sind. Dadurch, dass man nicht nur das sagt, was man mit den Worten formuliert, sondern auch noch viel über die Ebenen Körpersprache und Intonation weitergegeben wird, ist die Gefahr jemanden misszuverstehen sehr hoch (4 Ebenen einer Nachricht). Daher liegt der Schwerpunkt des aktiven Zuhörens im Spiegeln der Antwort. Das heißt, man versucht als Zuhöhrer die Sachinhaltsebene in möglichst eigenen Worten einfach nochmal wiederzugeben.

Kind: "Ich bin einfach zu blöd für Mathematik. Ich werde das nie verstehen."

Erwachsener: "Du meinst, dass du nicht klug genug für Mathe bist?"

Kind: "Ja. Ich fühle mich immer so hilflos im Unterricht. Immer wenn der Lehrer etwas fragt, brauche ich ewig für die Antwort. Die Anderen haben dann längst geantwortet."

Damit das Spiegeln sich nicht zu künstlich anhört, sollten sie den Satz mit der Wiedergabe der Gefühle des Kindes einleiten.

K: "Ich mag nicht auf den Geburtstag von Bastian."

E: "Das hört sich an, als ob du Probleme mit Bastian hast."

K: "Er ist gemein, ich kann ihn einfach nicht mehr leiden. Er ist nicht mehr mein Freund."

E: "Du magst ihn nicht, weil du ihn gemein feindest."

K: "Ja, er will nie das Spielen, was ich vorschlage."

Schweigen

Die einfachste Variante des aktiven Zuhörens ist ürbigens Schweigen. Ein passendes Nicken oder "Grunzen" (Aufmerksamkeitsreaktion) gibt dem erzählenden Kind das Gefühl dazu ugehören.

Kommunikationssperren

Kommunikationssperren können den Verlauf des Aktiven Zuhörens abrupt beenden. Daher ist darauf zu achten, dass darauf verzichtet wird. Hierzu ein Beispiel:

"Nein, ich mache meine Hausaufgaben nicht. Ich brauche sie nicht. Ich passe schon im Unterricht auf und außerdem machen meine Freunde auch keine."

Falsche Antworten wären hier beispielsweise:

AntwortArt der Sperre
Ich werde nicht zulassen, dass du keine Hausaufgaben machst. befehlen, anordnen
Wenn du keine Hausaufgaben machst, streiche ich dir das Fernsehen. drohen
Hausaufgaben müssen sein, da du nur so den Stoff nochmal vertiefst. beraten, Lösungen geben, moralisieren
Wenn du regelmäsßig Hausaufgaben machst, werden deine Noten besser. Vortrag halten, belehren, Fakten liefern
Das ist sehr kurzsichtig von dir. urteilen, Vorwürfe machen.
Stimmt, du hast es nicht nötig. loben, zustimmen
Tu doch nicht so altklug. beschimpfen, lächerlich machen, erniedrigen
Du willst doch nur nicht arbeiten, weil du mehr Zeit mit deinen Freunden verbringen willst. interpretieren
Das kann ich gut verstehen, mir ging es früher genauso. trösten, einfühlen
Was wirst du machen, wenn deine Noten absinken? fragen, verhören
Lass mich erst einmal die Küche aufräumen. ablenken, zurückziehen

Manche der oben genannten Beispiel sind vielleicht überraschend. Gerade ein Mann wird sich vielleicht darüber wundern, dass "Fakten geben" eine Kommunikationssperre ist. Aber vielleicht denken sie mal daran wie sich ihre Frau fühlt, wenn sie Sie um Rat fragt und Sie geben nur Fakten zurück oder geben ihr die Lösung.

"Kannst du mir mal helfen. Ich kann das Programm nicht starten." Hier würde aktives Zuhören nicht helfen, da ein konkretes Problem vorliegt.

"Lass mal sehen.(Neutral) Ach so, dass liegt an der Registry.(Fakten) Du musst erstmal das Programm deinstalllieren, die Registry von Hand zurücksetzen und dann neu installieren(Fakten liefern) Ich mach das mal schnell für dich.(erniedrigen)"

Ähnlich ist es mit Nachfragen und Trösten. Machen wir das nicht alle? Wenn ein Kind sich gestoßen hat, trösten wir es dann nicht? Was kann daran schon falsch sein, oder?

Nun, manchmal ist es falsch. Stellen Sie sich zum Beispiel vor, ihr Kind kommt mit einer schlechten Note nach Hause und weint. Sie wollen es in den Arm nehmen und trösten und sagen: "Das ist doch nicht so schlimm, die nächste wird bestimmt besser." Was ist nun, wenn das Kind aber den Anschluss an den Stoff schon verloren hat, es Ihnen nicht gesagt und sich nun durch Ihre Aussage unter Druck gesetzt fühlt?

Genauso kann es auch andersherum laufen. Ihr Kind kommt mit einer besonders guten Note nach Hause. "Das ist ja eine tolle Leistung von dir. Da hast du dir aber was Besonderes verdient." Was ist nun aber, wenn das Kind die gute Note nur hat, weil es vom Nachbarn gut abschreiben konnte? Das Kind wird sich, ob ihres Lobes, schlecht fühlen.

Die Wirksamkeit der Kommunikationssperren liegt an der Tatsache, dass sie das Kind in irgendeiner Form erniedrigen bzw. dass sich der Sprecher über den Zuhörer stellt.

Nichts desto trotz sollte oder kann man sagen, dass solange das Beziehungsgeflecht zwischen Sprecher und Hörer problemlos ist, man durchaus Kommunikationssperren benutzen kann. Sie schaden nicht. Nur wenn das Kind ein Problem hat und man aktives Zuhören praktizieren möchte, sollte und muss man sich an die Kommunikationssperren bzw. Regeln halten. Und wenn ein Kind einen nach Hilfe und Rat fragt, so kann man selbstverständlich eine Ratschlag geben.

Allerdings muss man beim Vergeben von Ratschlägen einiges beachten.

1. Der Ratschlag muss dem Kind helfen.
2. Vergewissern sie sich, dass sich das Kind nicht selbst helfen kann.
3. Das Kind muss den Ratschlag auch annehmen wollen.
4. Man muss von seinem eigenen Ratschlag überzeugt sein.


[1] 4 Ebenen einer Nachricht

Jeder Nachricht beinhaltet 4 Ebenen:

  1. Sachinhaltsebene
    Der eigentliche Inhalt der Nachricht.
  2. Selbstoffenbarung
    Einen Aussage über mich als Sprecher.
  3. Appell-Ebene
    Was ich als Reaktion erwarte.
  4. BeziehungWie ich zu meinem Gegenüber stehe.

So sind in der Frage "Wann gibt es was zu essen?" womöglich folgende 4 Aussagen versteckt: Die Frage nach der Uhrzeit (Sachinhalt), dass ich Hunger habe (Selbstoffenbarung), dass ich was zu essen gemacht haben möchte (Appell) und dass ich ich erwarte, dass ich von meinem Erzieher versorgt werde.

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